Der Wolf und der Storch

Einmal verschlang ein Wolf ein Schaf so gierig, dass ihm ein Knochenstück im Hals stecken blieb. Er konnte noch so würgen, es half nichts. Der Wolf geriet darüber in große Angst. Schon konnte er kaum noch atmen, da erblickte er einen Storch im hohen Gras.

„Storch, mein Freund“, winselte der Wolf mit letzter Kraft, „mir steckt ein Knochen im Hals. Wenn du mich davon befreist, will ich dich reich belohnen.“

Der Storch kam vertrauensvoll näher und guckte in den aufgerissenen Rachen des Wolfes. „Rette mich!“, gurgelte der Wolf.

„Nichts leichter als das“, sagte der Storch. „Halte durch und gleich ist alles wieder in Ordnung.“ Der Storch schob seinen langen Schnabel in den Wolfsrachen, packte das Knochenstück und zog es behutsam heraus. Dann erinnerte er den Wolf an die versprochene Belohnung.

Der Wolf aber sprach: „Du willst auch noch einen Lohn haben? Danke Gott, dass ich dir den Hals nicht abgebissen habe. Du solltest mir etwas schenken, dass du lebendig aus meinem Rachen gekommen bist.“

Wer anderen einen Dienst erweist, darf sich nicht Lohn und Dank erwarten.