Die Krähe und der Wasserkrug
Einmal, es war im heißesten Monat des Sommers, vertrockneten viele Bäche und auch viele Quellen versiegten.
Eine durstige Krähe irrte einen ganzen Tag lang umher auf der Suche nach Wasser.
Abends, als sie so erschöpft war, dass sie kaum mehr fliegen konnte, entdeckte sie endlich einen Krug mit Wasser auf der Türschwelle eines Hauses.
Sie stürzte hinab, steckte ihren Kopf in den Krug und wollte trinken. Aber der Krug war nur halb voll und die Krähe mochte ihren Hals noch so lange recken, sie erreichte das verlockende Nass nicht mit ihrem Schnabel.
Enttäuscht flatterte sie auf, hüpfte flügelschlagend um den Krug und versuchte ihn umzuwerfen. Doch es war ein großer, schwerer Tonkrug, den sie nicht kippen konnte.
Als die Krähe niedergeschlagen neben dem Krug hocken blieb, erblickte sie neben der Schwelle des Hauses einen Haufen kleiner Steine. Die Krähe pickte einen Stein nach dem anderen auf und warf ihn in den Krug hinein, bis das Wasser den tönernen Rand erreichte und sie ihren Durst stillen konnte.
Ausdauer und Verstand führen immer zum Ziel.